Wie kann man in ÖGS ein Gespräch führen?

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Die Zugverspätung

Die Entscheidung

Zwei Personen führen ein Gespräch:

Eine Person gebärdet etwas. Das nennt man einen Gesprächsbeitrag. Die Person, die gebärdet, kann man Sender nennen.

Die zweite Person schaut der gebärdenden Person zu. Die Person, die zuschaut, nennt man Empfänger.

Die beiden Gesprächspartner können sich abwechseln: Der Empfänger übernimmt den Gesprächsbeitrag und wird somit zum Sender.

An einem Gespräch können zwei Personen teilnehmen. Ein Gespräch kann auch in einer Gruppe mit mehreren Personen stattfinden.

Die Gesprächspartner müssen organisieren, wer gebärdet und wer zuschaut. Sie müssen also organisieren, wer der Sender und wer der Empfänger ist.

Dafür müssen die Gesprächspartner organisieren, wie sie

  • ein Gespräch beginnen,
  • sich im Gespräch abwechseln und
  • das Gespräch beenden.

Die Gesprächspartner benutzen dafür verschiedene Mittel. Oft hängt es von der Situation und den Menschen ab, welches Mittel sie benutzen möchte.

Ein Gespräch beginnen

Sich im Gespräch abwechseln

Ein Gespräch beenden

Neue Fachbegriffe

GESPRÄCH
SENDER
EMPFÄNGER
GESPRÄCHSBEITRAG

Wenn man ein Gespräch beginnen möchte, muss man sich die Aufmerksamkeit der anderen Person holen. Ein Gespräch in ÖGS ist erst möglich, wenn man Blickkontakt mit dem Gesprächspartner hat.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, den Blickkontakt herzustellen. Es hängt von der Situation ab, welche Möglichkeit man wählt:

• Man schaut eine Person an, um zu zeigen, dass man ein Gespräch beginnen möchte. Man wartet, bis die Person den Blickkontakt aufnimmt und fängt dann an zu gebärden.

  • Man kann leicht mit der Hand im Sichtfeld der Person wedeln, um die Aufmerksamkeit zu bekommen. Unter Freunden kann man auch etwas stärker winken. Bei taubblinden Personen muss man beachten, wie groß ihr Sichtfeld ist.
  • In Gruppensituationen kann man das Licht im Raum an und abschalten, damit alle herschauen.

Schau Dir das Beispiel an.

Blickkontakt

Beispiel

Wenn man eine Person gut kennt und sie in der Nähe ist, kann man auch folgendes machen, um die Aufmerksamkeit zu bekommen:

  • Man kann einer Person leicht mit der Hand auf die Schulter oder den Oberarm tippen.

Schau dir das Beispiel an.

Beispiel

Wenn man in einer größeren Gruppe ist, z.B. in einem Klassenzimmer oder in einem Wohnzimmer mit der Familie ist, kann man sich die Aufmerksamkeit aller Menschen mit diesen Mitteln holen:

  • Man winkt mit beiden Händen, so dass alle es gut sehen können.
  • Man stampft auf den Boden, falls dieser aus Holz ist und die Menschen die Bewegung des Bodens erspüren können.
  • Man dreht das Licht kurz auf und ab.
  • Wenn man gemeinsam an einem Tisch sitzt, klopft man auf den Tisch.
  • Man bittet eine Person in der Nähe, einer anderen Person, die weiter weg steht, zu informieren, dass man mit ihr ein Gespräch möchte.

Neuer Fachbegriff

BLICKKONTAKT

Die Gesprächspartner organisieren, wer gebärdet und wer zuschaut. Sie organisieren, wer Sender und wer Empfänger ist.

Der Sender kann zeigen, dass er noch weiter gebärden möchte. Er kann auch zeigen, dass er mit dem Gesprächsbeitrag fertig ist und ihn an den Empfänger abgeben möchte.

Auch der Empfänger ist aktiv. Er kann Signale geben oder anzeigen, dass er jetzt gerne selbst etwas gebärden möchte.

Das ist in einem Gespräch zu zweit oder auch in einer Gruppe möglich.

Die Gesprächsbeiträge der Gesprächspartner können sich auch zum Teil überlappen.

3.1 Den Gesprächsbeitrag behalten

Der Sender kann dem Empfänger zeigen, dass er mit dem Gesprächsbeitrag noch nicht fertig ist. Der Sender möchte den Gesprächsbeitrag behalten.

Dafür hat der Sender zum Beispiel folgende Möglichkeiten:

  • Der Sender hält die Hände im Gebärdenraum und senkt sie nicht ab.
    Der Sender kann zum Beispiel die letzte Gebärde länger halten. Er kann mit den Händen aber auch im Gebärdenraum nur kleine Bewegungen ausführen. Er zeigt so, dass er nur eine kurze Denkpause macht und noch weiter gebärden möchte.
  • Der Sender macht ein Signal mit einer Hand, dass er noch weiter gebärden möchte. Zum Beispiel hebt der Sender den Zeigefinger oder gebärdet MOMENT oder WARTEN.
  • Der Sender blickt leicht zur Seite und gebärdet weiter. Aber: Wenn der Sender den Empfänger lange nicht anschaut, kann es auch unhöflich wirken.

Schau Dir die Beispiele an.

Beispiele

3.2 Den Gesprächsbeitrag abgeben

Wenn der Sender mit dem Gesprächsbeitrag fertig ist und ihn an den Empfänger abgeben möchte, hat er zum Beispiel folgende Möglichkeiten:

Der Sender hört auf zu gebärden. Er hält die letzte Gebärde oder senkt leicht die Hände. Er schaut den Empfänger an. Dabei kann er auch eine auffordernde oder fragende Mimik machen, also die Augenbrauen nach oben heben.

  • Der Sender zeigt mit der Index-Hand oder der B-Hand auf den Empfänger und hebt dabei die Augenbrauen.
  • Der Sender fordert den Empfänger direkt auf, indem man zum Beispiel gebärdet: Was meinst Du dazu?

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Beispiele

3.3 Den Gesprächsbeitrag übernehmen

Der Empfänger kann dem Sender anzeigen, dass er auch etwas gebärden möchte. Der Empfänger hat zum Beispiel folgende Möglichkeiten, um zu zeigen, dass er den Gesprächsbeitrag übernehmen möchte:

  • Der Empfänger nutzt eine kurze Pause, die der Sender macht, und fängt an zu gebärden.
  • Der Empfänger hebt die Hände in den Gebärdenraum, um zu zeigen, dass er anfangen möchte zu gebärden. Der Empfänger wartet dann, bis der Sender aufhört zu gebärden und den Empfänger anschaut. Dann fängt er an zu gebärden.
  • Der Empfänger führt eine Gebärde oder einen kurzen Satzanfang aus. Er kann diese Gebärde halten oder wiederholen, bis der Sender aufhört zu gebärden und den Empfänger anschaut. Dann gebärdet der Empfänger weiter.
  • Der Empfänger zeigt mit der Index-Hand oder der B-Hand auf, um anzuzeigen, dass er jetzt etwas gebärden möchte.

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Beispiele

In einem Gruppengespräch können sich nicht alle gleichzeitig anschauen.

Die Empfänger schauen alle auf den Sender. Sie können deshalb nicht sehen, wenn ein anderer Empfänger Signale setzt, um den Gesprächsbeitrag zu übernehmen.

Der Sender kann die verschiedenen Empfänger sehen. Er sieht vielleicht als erster die Signale, dass einer der Empfänger den Gesprächsbeitrag übernehmen möchte.

Um den Wechsel des Gesprächsbeitrags zu erleichtern, kann der Sender auf diesen Empfänger mit der Index-Hand oder der B-Hand zeigen. Die anderen Empfänger sehen dann, wer als nächstes gebärden wird. Der ausgewählte Empfänger wartet noch kurz ab, bis alle ihn anschauen und fängt dann an zu gebärden. Bei taubblinden Personen muss man beachten, wie groß ihr Sichtfeld ist.

Schau Dir das Beispiel an.

Beispiel

3.4 Aktiv zuschauen

Auch die Empfänger sind bei einem Gespräch aktiv. Sie können dem Sender kleine Rückmeldungen geben, ohne ihn zu unterbrechen.

Der Empfänger kann zum Beispiel folgende Rückmeldungen oder Signale geben:

  • Der Empfänger kann den Sender interessiert anschauen. Damit zeigt der Empfänger, dass er aufmerksam ist.
  • Der Empfänger kann mit dem Kopf nicken, um zu zeigen, dass er etwas verstanden hat oder einverstanden ist. Er kann auch den Kopf schütteln oder fragend die Augenbrauen heben oder runzeln, um zu zeigen, dass etwas nicht verstanden wurde.
  • Der Empfänger kann auch mit der Mimik zeigen, ob er überrascht ist oder mit etwas nicht einverstanden ist.
  • Der Empfänger kann auch mit einzelnen Gebärden oder kurzen Sätzen ein Feedback geben: Zum Beispiel: STIMMT, INTERESSANT, ACH SO, AHA, GUT, ICH-KENNE, SCHLIMM.

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Beispiele

3.5 Gesprächsbeiträge überlappen sich

Die Übergänge zwischen den Gesprächsbeiträgen der Gesprächspartner sind oft fließend. Die Gesprächsbeiträge können sich kurz überlappen. Beide Gesprächspartner müssen auf die Signale des anderen achten, um das Gespräch gut zu steuern.

Wenn beide über einen längeren Zeitraum gleichzeitig gebärden, kann man sich allerdings nicht mehr verstehen.

Beispiel

Neue Fachbegriffe

GESPRÄCHSBEITRAG BEHALTEN
GESPRÄCHSBEITRAG ABGEBEN
GESPRÄCHSBEITRAG ÜBERNEHMEN
RÜCKMELDUNG

Wenn die Gesprächspartner ein Gespräch beenden wollen, können sie zum Beispiel mit folgenden Mitteln zeigen, dass das Gespräch jetzt beendet ist:

  • Ein Gesprächspartner gebärdet zum Beispiel GUT oder ALLES KLAR und zeigt damit an, dass das Gespräch zu Ende ist.
  • Ein Gesprächspartner kann sich in einer kurzen Pause beim Gesprächspartner höflich bedanken und verabschieden. Man kann auch den Grund dabei angeben: Ein Beispiel: Danke, ich muss jetzt los. Bis bald.
  • Wenn eine kleine Pause entsteht und keiner mehr etwas gebärden möchte, kann einer der Gesprächspartner zum Beispiel auch nur freundlich lächeln, abschließend nicken und den Blick dann abwenden oder auf eine andere Person richten.
  • Der Sender kann die Gebärde FERTIG gebärden und den anderen fragend anschauen. Wenn dieser nickt, ist das Gespräch zu Ende. Das macht man eher nach einem längeren Gesprächsbeitrag wie einem Vortrag in der Klasse oder einer längeren Erzählung.
    Auf diese Weise kann man ein Gespräch zu zweit oder in einer Gruppe beenden.

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